Der 2010 durch eine Emmy-Noether-Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft ins Leben gerufenen Nachwuchsforschergruppe " Berliner Intellektuelle 1800-1830 " geht eine fast zehnjährige Vorgeschichte voraus, während der das Projekt konzipiert wurde. Auch wenn der Ausreifungsprozess – beginnend zum Zeitpunkt meiner Ankunft in Berlin Ende 2002 bis hin zur Aufnahme der Projektarbeit Mitte 2010 – vergleichsweise lange anhielt, war Conrad Wiedemanns Ansatz für mich wegweisend und ist es geblieben. Noch immer vertrete ich die These der sozialpolitisch fundierten, kulturellen Einzigartigkeit Berlins um 1800 und deren unterschätzter Bedeutung für die Literaturgeschichte, die in den Arbeiten zur " Berliner Klassik " eine primär ästhetisch gelagerte Herangehensweise nach sich zog und bei den " Berliner Intellektuellen " eher von der politischen Seite aus angegangen wurde, zumindest zu Projektbeginn. Auch die These, dass Berlin um 1800 sich nicht nur von den Spitzen der Leuchttürme aus erfassen lässt, sondern eine viel breitere Kultur-und Wissensdynamik birgt, ist maßgeblich für beide Projekte. Ja, die jeweiligen Projekttitel machen es deutlich: Es wird weder autor-noch gattungszentriert gearbeitet, sondern vielmehr werden übergeordnete Kategorien eingesetzt – bei den " Berliner Intellektuellen " dezidiert solche, die das Potential haben, in der Literaturgeschichte etwas auszuloten, das Autorenkult und Kanon überdenken helfen kann. Beiden Projekten hat nun die Stunde der Bilanz geschlagen, indem wir die Bahn des hoffnungsvollen Höhenflugs verlassen haben und wir nun auf die absteigende ausgeschöpfter Fördermittel gewechselt sind. Was bleibt von unserem Ansatz? Im Folgenden werde ich skizzieren, wie im Rahmen der Nachwuchsforschergruppe in den letzten vier Jahren versucht wurde, dem wiedemannschen Impetus kreativ treu zu bleiben, und wie sich hierdurch Methodik und Korpora immer wieder aufs Neue formieren und justieren konnten.