Der vorliegende Artikel befasst sich mit der Bedeutung des Begriffes „Kelten“ und den Möglichkeiten, dessen Inhalt zu untersuchen und den Begriff zu benutzen. Die Kelten werden in der Regel als Volk, Nation oder ethnische Gruppe aufgefasst, was zu den Bemühungen führt, ihre Geschichte von ihrem Anfang bis in die heutige Zeit zu rekonstruieren. Die Archäologie kann allerdings mit ihren Quellen die Ethnizität nicht bestimmen, weshalb sie sich diesbezüglich auf schriftliche Quellen stützt. Die Bestimmung der Ethnizität und die Definition, wer einer bestimmten ethnischen Gruppe angehört oder eben nicht, war und ist nicht einheitlich. Für die Antike steht keine Charakteristik der Kelten zur Verfügung, die von ihnen selbst erfasst wäre, deshalb verlassen wir uns auf die Nachrichten von Griechen und Römern. Die schriftlichen antiken Quellen zeigen allerdings, dass die Berichte über Kelten verschiedene Populationen zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Gebieten bezeichnen. Der Begriff Kelten besitzt in ihnen einen variablen, dem Gedankenmuster des Verfassers entsprechenden Inhalt, der durch die Zeit und die Kultur geprägt ist, in denen er lebte und schuf. Kelten sind in diesen Texten also vielmehr ein künstliches Konstrukt als die Kennzeichnung eines wirklichen Volkes. Der Artikel fordert deshalb auf, den Begriff Kelten nicht als Bezeichnung einer ethnischen Gruppe, sondern als Konstrukt und Paradigma zu erforschen. In diesem Sinne gibt es folglich viele Paradigmen der Kelten. Sie entstehen seit der Antike bis in heutige Zeit. Somit sind die Kelten in archäologischen Texten auch als solche Paradigmen zu verstehen. In diesen entspricht der Begriff Kelten trotz jeder Bemühung der modernen Autoren nicht der ehemaligen realen keltischen Ethnizität, sondern ist Resultat der Arbeit von Generationen von Forschern, die ihn mit Hilfe von archäologischen, schriftlichen, linguistischen und weiteren Quellen gebildet haben. Diese sogenannten archäologischen Kelten unterscheiden sich nicht nur von den Kelten(-paradigmen) in den antiken Quellen, sondern auch von den Kelten(-paradigmen), die Historiker, Linguisten, Anthropologen oder Wissenschaftler anderer Fächer geschaffen haben. Sie unterscheiden sich auch grundlegend von den Kelten(-paradigmen), die einzelne moderne Nationen, z. B. Franzosen, Iren, Waliser u. ä. schufen und pflegen.